19 Oktober 2009

Lexware, Kunden, Produkte, Zufrieden?

Ich habe beruflich mit Produkten der Firma Lexware zu tun. Insbesondere mit Buchhalter und/oder Financial Office.
Diese Produkte sind imho Marktführer im Bereich der Nicht-Datev-Programme für kleine und kleinst-Unternehmen/Steuerberater/Buchhalter. Und zwar nicht zu Unrecht, denn die meisten anderen Produkte in diesem Bereich sind einem User nur schwer zuzumuten, sei es die reine Handhabung oder umständliche und unübersichtliche Buchungsmasken. Lexware macht zwar nicht alles aber einiges Richtig. Oder auch nicht...
Bereits Anfang diesen Jahres formierte sich ein massiver Widerstand von Lexware Kunden gegen die schlampigen und überteuerten Updates, den schlechten Kundenservice und die Firmenpolitik.
Wie kann es soweit kommen?
Ganz einfach: Man wird gierig.
Hier mal ein Beispiel aus meinem Erfahrungsschatz. Im Jahr 2005 kaufte ich Lexware Buchhalter 2005 für 129,-€ bei Saturn/Media Markt. Was ich gut fand: Alle Berichte problemlos zu Word oder Excel portieren.
Leider war damit tatsächlich die Software MS Word/Excel gemeint, NICHT das Format!
Soll heißen: Mit meinem OpenOffice kam ich nicht weit, da kein Word/Excel installiert war. Frechheit! Vielleicht bekommt ja Lexware dafür von MS noch ein paar Dollar zusätzlich.
Da ich die Berichte aber nachbearbeiten musste, habe ich dann "halblegal" eine OEM-Lizenz verwendet...so wird man zum Lizenzverbrechertum getrieben...
Egal, ich arbeitete also fröhlich vor mich hin, meine Kunden bekamen ihre Berichte, alles prima. Bis ca. Juni 2006.
Da poppte dann ständig ein Fenster auf, das man mit dieser Software-Version ab Oktober 2006 oder so die Umsatzsteuervoranmeldungen nicht mehr elektronisch absenden kann (Was gesetzlich vorgeschrieben ist). Woot?
Ja, so wollte man wohl die Kunden dazu bringen möglichst schnell und jährlich das entsprechende Upgrade zu kaufen, ich meine das waren so ca. 69,-€.
Hatte ich erstmal nen Monster-Hals! Zumal ein Buchführungsprogramm sich grundsätzlich nicht dramatisch technisch ändert; im Grunde so Gut wie gar nicht. Was aber natürlich nicht mehr passte, sind die diversen Assistenten, Bibliotheken, etc. pp. die mitinstalliert werden, dort stehen gesetzliche Regelungen die sich ändern können, das wärs aber auch schon.
Ich musste also ohnehin neu kaufen, da entschied ich mich für das größte Paket, das Financial Office 2006 für 400 und ein paar zerdrückte Euros. Völlig überfrachtet und viel zu viel Software für meine Zwecke (Warenwirtschaft brauchte ich nun wirklich nicht), aber egal, jetzt hatte ich es.
Für dieses Programm galt übrigens sowohl die oben beschriebene Word/Excel-Problematik, als auch das frühzeitige Bestreiken der Online-Voranmeldungen. Das wäre mir aber zu teuer per Upgrade geworden (imho so ca. 229 €), also wieder zurück zum Buchhalter, jetzt Version 2007.
Blöd nur, das die Kontenvorträge aus dem FO-Paket nicht kompatibel zum Buchhalter-Programm waren! Unglaublich! So durfte ich also per Hand jedes einzelne Konto vortragen, eine Qual. Glücklicherweise habe ich mich beruflich verändert, so daß ich dieses Software nicht mehr einsetzen muss, da fühlte ich mich bei jedem Programmstart verarscht.

So. Und jetzt kommt auch noch eine rechtliche Seite (negativ) hinzu.
Es ist mittlerweile gesetzlich vorgeschrieben, das Buchführungen, welche elektronisch geführt werden auch spezielle, für Prüfungszwecke existierende Kennzahlen bereitstellen müssen. Also die Programme dazu. Leider ist diese Vorschrift nicht wirklich durchdacht, zumindest bei Klein und Kleinstbetrieben, denn der Betriebsprüfer hat von mir diese Kennzahlen angefordert zu einer Buchführung, die ich mit FO erstellt hatte; welches mittlerweile von meinem System verbannt war.
Gut, dachte ich, installierst du es halt nochmal und fertig. Falsch gedacht. Denn der BP konnte nur was mit der aktuellen Version von Financial Office anfangen und das war mittlerweile 2008.
Dem hab ich natürlich den Vogel gezeigt und klargemacht, das eine neuere Version von FO nicht in mein Budget passt, schon gar nicht damit der BP ein paar Kennzahlen bekommt.

Mir ist schon klar, das ich die Daten der Buchführungen meiner Kunden 10 Jahre aufbewahren muss; aber wie kann man denn davon ausgehen, das die eingesetzte Software 8 oder 9 Jahre später a) noch existent ist, b) auf dem eingesetzten Betriebssystem noch funktioniert und c) man selbstverständlich die neueste Version parat hat?
Das ist schizophren. Ausbaden darf es dann der Kunde, weil der BP sauer ist und Papierkonten durchblättern muss um seine Scheiss Kennzahlen zusammenzupopeln... Pech gehabt :P

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